Bei den regionalorientierten Banken liegt ein erhebliches Potenzial für stabile Bankenmärkte. Dieses gilt es auszubauen und politisch zu unterstützen, wie eine aktuelle Publikation aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen zeigt. Der deutsche Bankenmarkt mit seinen vielen Genossenschaftsbanken und Sparkassen biete empirische Hinweise darauf, dass räumliche Nähe in der Kunden- Bank-Beziehung und Verantwortung der Institute für die Wirtschaft in der Region Finanzkrisen abmildern und die kreditwirtschaftliche Versorgung sogar in schwachen Räumen aufrechterhalten kann.
So sind die ins Strudeln geratenen Banken vor allem größere Privatbanken und öffentlich rechtliche Landesbanken, die sich eben gerade bei Geschäften, bei denen der geographische Raum weniger bedeutend ist, verhoben haben. „Verbesserte Finanzmarktregulierung, eine strengere Aufsicht und eindringliche Appelle an die Wirtschaftselite sind wichtig, können aber nur bedingt gegen zukünftige Krisen schützen“, so der IAT-Regionalforscher Dr. Stefan Gärtner. Notwendig seien vielmehr „Strukturen, die auch dann wirken, wenn findige Spekulanten neue Wege für ihre waghalsigen Geschäfte gefunden haben und erneut globale Krisen riskieren“.
Die rund 1.100 regional orientierten Genossenschaftsbanken und 430 Sparkassen bieten gutes Anschauungsmaterial für die Funktionsweise und die Bedeutung räumlicher Nähe: Ein Grundsatz, der die Erfüllung des öffentlichen Auftrags der Sparkassen sicherstellen soll, ist das Regionalprinzip. Danach dürfen Kredite im Grundsatz nur an Institutionen, Unternehmen und Personen in der Region vergeben und nur dort Zweigstellen eröffnet werden. Ziel ist, das in der Region angesparte Geld in erster Linie zur Förderung der einheimischen Wirtschaft und Bevölkerung einzusetzen. Diese Regionalabgrenzung gilt in ähnlicher Form auch bei den Genossenschaftsbanken.
Die Informationsbeschaffung ist für Banken besonders aufwändig, wenn sie sich nicht in räumlicher Nähe zu ihren potenziellen Kreditnehmern befinden, daher ihre Kunden nicht persönlich kennen und die lokalen Märkte nicht einschätzen können. Fehlen Banken in räumlicher Nähe, kann es infolge der damit einhergehenden aufwändigeren Informationsbeschaffung zu einer kreditwirtschaftlichen Unterversorgung kommen und es besteht die Gefahr, dass selbst erfolgversprechende Investitionsvorhaben nicht finanziert werden.
Diese Gefahr ist in der Krise besonders groß, wenn Banken sich mit internationalen Geschäften verspekuliert haben und ihr Eigenkapital schonen müssen. Nach Einschätzung Gärtners sollte die räumliche Dimension in der ordnungspolitischen Debatte um Marktversagen und die Legitimation staatlichen Handelns in der Finanzwirtschaft stärker berücksichtigt werden. Räumliche Nähe in der Kunden-Bank-Beziehung kann dabei Informationsungleichgewichte reduzieren und die Verantwortungsnahme der dort ansässigen Banken bedingen.
Aktuelle Publikationen zum Thema
Stefan Gärtner, 2009: Lehren aus der Finanzkrise: räumliche Nähe als stabilisierender Faktor. Internet-Dokument. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Forschung Aktuell, Nr. 08/2009