Der technologische Fortschritt führt zwar zu immer saubereren Fahrzeugen, doch diese Effizienzsteigerung wird dadurch kompensiert, dass im expandierenden Personen- und Güterverkehr immer mehr Kilometer zurückgelegt werden. Gestützt auf die Analyse von Langzeittrends, fordert ein neuer Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) eine klare Zukunftsvision für die die Gestaltung des europäischen Verkehrssystems bis zum Jahr 2050 sowie eine konsistente Politik zu deren Umsetzung.
Die zehnte Ausgabe des TERM-Berichts (Mechanismus für die Berichterstattung über Verkehr und Umwelt) der EUA bietet einen Überblick über die Auswirkungen des Verkehrssektors auf die Umwelt, der auf einer Analyse 40 politikrelevanter Indikatoren basiert. Die Ergebnisse des Berichts für den Zeitraum 1997-2007 vermitteln ein gemischtes Bild: Einerseits gibt es einige Verbesserungen im Bereich der Luftschadstoffe , andererseits bietet der anhaltende Anstieg der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor Anlass zu ernsthafter Besorgnis.
„Im Laufe der letzten zehn Jahre haben wir uns auf Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität konzentriert, die gleichzeitig die Emissionen des Verkehrssektors vom Wirtschaftswachstum entkoppeln. Heute können wir erkennen, dass die umfassenden Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur es uns ermöglicht haben, zur Erfüllung unserer täglichen Ansprüche weitere Wege zurückzulegen, ohne jedoch die Zeit zu verringern, während der wir Lärm, Staus und Luftverschmutzung ausgesetzt sind“, so Professor Jacqueline McGlade, Exekutivdirektorin der EUA. „In Zukunft müssen wir uns nicht nur auf die Verkehrsmittel konzentrieren, sondern auch auf die Gründe, aus denen Menschen sich fortbewegen, denn letztendlich ist Mobilität untrennbar mit unserer Lebensqualität verbunden.“
Etwa ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in der EU entfällt auf den Verkehrssektor, einschließlich des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs. Im Gegensatz zu einigen anderen Sektoren bleiben die Umweltauswirkungen des Verkehrssektors eng mit dem Wirtschaftswachstum verbunden.
Trends und Ergebnisse
- Der Güterverkehr wächst in der Regel etwas schneller als die Wirtschaft. Der Straßen- und Luftgüterverkehr verzeichnete dabei den größten Anstieg in der EU-27 (43 % bzw. 35 % zwischen 1997 und 2007). Im selben Zeitraum nahm der Anteil des Schienen- und Binnenschiffsverkehrs am gesamten Güterverkehrsvolumen ab.
- Die derzeitige schwache Konjunktur hat das Verkehrsvolumen verringert, doch es ist davon auszugehen, dass der Verkehr wieder zunimmt, wenn die Wirtschaft wieder stärker wächst.
- Der Personenverkehr ist weiter angestiegen, wenn auch weniger schnell als die Wirtschaft. Flugreisen innerhalb der EU verzeichnen weiterhin das stärkste Wachstum, mit einem Anstieg um 48 % zwischen 1997 und 2007. Der Pkw ist immer noch das bevorzugte Verkehrsmittel: Sein Anteil an den Gesamtpersonenkilometern in der EU-27 lag bei 72 %.
- Die Treibhausgasemissionen, die auf den Verkehrssektor (ohne den internationalen Flug- und Seeverkehr) zurückzuführen sind, stiegen in den Mitgliedsländern der EUA zwischen 1990 und 2007 um 28 % an und machen heute 19 % der Gesamtemissionen aus.
- Auch wenn die Luftschadstoffemissionen in letzter Zeit gesenkt werden konnten, war der Straßenverkehr im Jahr 2007 der größte Verursacher von Stickoxiden und die zweitgrößte Quelle von Schadstoffen, die zur Bildung von Feinstaub führen.
- Von den 32 Mitgliedsländern der EUA sind derzeit lediglich Deutschland und Schweden auf einem guten Weg, ihr jeweiliges nationales Richtziel für die Verwendung von Biokraftstoffen im Jahr 2010zu erreichen.
- Der Straßenverkehr ist immer noch bei weitem Hauptverursacher der Verkehrslärmbelastung. Voraussichtlich wird die Anzahl der Menschen, die – insbesondere nachts – Lärm in schädlichem Ausmaß ausgesetzt sind, zunehmen, wenn keine wirksame Lärmbekämpfungspolitik entwickelt und vollständig umgesetzt wird.