Mehr als drei Viertel aller Jugendlichen in Deutschland sind besorgt über den Zustand der Welt in 20 Jahren. Rund 40 Prozent machen sich sogar große Sorgen. Das zeigt eine aktuelle Befragung der Bertelsmann Stiftung zum Thema „Jugend und Nachhaltigkeit“. Ziel der repräsentativen Umfrage war es, Einsicht in das Problem- und Lösungsbewusstsein von Jugendlichen zu weltweit relevanten Entwicklungen zu bekommen und zu erfahren, welche Perspektiven sie für künftige Generationen in einer globalisierten Welt sehen.
Zu den größten weltweiten Herausforderungen zählen die Jugendlichen das Armutsproblem (75 Prozent), Klimawandel und Umweltzerstörung (73 Prozent) sowie den Mangel an Nahrung und Trinkwasser (70 Prozent). Im Mittelfeld rangieren die Verknappung von Rohstoffen (58 Prozent), die Ausbreitung weltweiter Seuchen und Krankheiten (53 Prozent), die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen (49 Prozent) sowie Krieg und bewaffnete Konflikte (48 Prozent).
Zu den weniger dringlichen Herausforderungen gehören nach Einschätzung der Jugendlichen die Wirtschafts- und Finanzkrise, der internationale Terrorismus und der Anstieg der Weltbevölkerung. Die untergeordnete Rolle der in den Medien dominierenden Wirtschafts- und Finanzkrise kann nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung so interpretiert werden, dass diese noch nicht in der Lebenswirklichkeit der befragten Jugendlichen angekommen ist.
Bezüglich möglicher Lösungsansätze sind die Jugendlichen in Deutschland verhalten optimistisch. Die Jugendlichen glauben überwiegend, dass die weltweiten Herausforderungen überwunden werden können. Nur 28 Prozent halten die Probleme für zu groß und unlösbar. Dazu seien jedoch Verhaltensänderungen sowohl bei den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und großen Organisationen als auch bei den Bürgern selbst erforderlich. „Damit deutet die Umfrage erstmals auf die Einsicht in einen gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozess bei der Überwindung globaler Krisen hin“, sagte Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, bei der Vorstellung der Umfrage. „Für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft brauchen wir eine Veränderungsbereitschaft und ein Maß an Kooperation, die alles Bisherige übertreffen.“
Als Treiber eines solchen Veränderungsprozesses sehen die befragten Jugendlichen langfristige Strategien der Politik im Interesse nachfolgender Generationen (80 Prozent), ein stärkeres gesellschaftliches Engagement der Wirtschaft (78 Prozent), weltweit gültige Grundregeln im Umgang mit globalen Herausforderungen (74 Prozent), intensivere Bildungsmaßnahmen für die nachhaltige Entwicklung (69 Prozent) und bessere Mitwirkungsmöglichkeiten der Jugend bei gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen (68 Prozent). 64 Prozent der befragten Jugendlichen glauben, dass internationale Nachhaltigkeitsnetzwerke einen Einfluss auf globale Entwicklungen haben. Zudem setzt eine Mehrheit der Befragten große Hoffnungen auf technische Innovationen.
„Die Umfrage zeigt, wie sehr sich die Jugendlichen um die Zukunftsfähigkeit der Welt sorgen. Daraus folgt der Auftrag an alle Kräfte der Gesellschaft, sich für eine Welt zu engagieren, die für alle Menschen Sinn macht“, interpretierte Liz Mohn die Ergebnisse der Studie. Mut mache vor allem, dass es eine große Bereitschaft bei den Jugendlichen gebe, sich für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft zu engagieren. 80 Prozent der Befragten, die sich bisher noch nicht für nachhaltige Entwicklung engagieren, sind bereit dazu, dies in ihrer Freizeit zu tun, wenn sie wissen, wie sie sich einbringen können.
Die repräsentative Meinungsumfrage des Instituts TNS Emnid wurde von Mitte Juni bis Mitte Juli 2009 unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland und Österreich im Alter zwischen 14 und 18 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse finden Eingang in den Salzburger Trilog. Dieses internationale Expertengespräch der Bertelsmann Stiftung und des österreichischen Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten findet vom 14. bis 16. August 2009 in Salzburg statt und befasst sich mit globalen Nachhaltigkeitsfragen.