5. September 2011 | Trotz Fukushima-1

Japans „atomares Dorf“ hält an der Nuklearenergie fest

von Verena Schweiger. Hamburg


Nach massiver Kritik an seinem Umgang mit der Katastrophe in Fukushima ist Premier Naoto Kan zurückgetreten. Sein Finanzminister Yoshihiko Noda soll nun Ministerpräsident werden. Noda will die Abhängigkeit Japans von der Atomkraft zwar reduzieren, jedoch keinen Atomausstieg.

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Am 11. März 2011 ereignete sich 130 Kilometer östlich der japanischen Hafenstadt Sendai im Pazifischen Ozean ein Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala. Das Beben löste eine Tsunamiwelle mit einer Höhe von bis zu
15 Metern aus, die verheerende Zerstörungen in der Region Tohoku anrichtete und ganze Küstenstädte fortspülte. Auch Teile des Atomkraftwerks Fukushima-1 wurden stark beschädigt, sodass die Kühlung der abgeschalteten Reaktoren nicht mehr hergestellt werden konnte.

Fukushima-1 ist lediglich der jüngste, wenngleich schwerste in einer langen Reihe von Unfällen in japanischen Atomkraftwerken (AKWs). Die japanische Regierung hält jedoch trotz der erwiesenen Gefährdung durch Erdbeben und steigender Kosten ihres Atomprogramms mittelfristig an ihrer Nuklearenergiestrategie fest.

— Japans Atomenergiestrategie folgt seit über einem halben Jahrhundert
dem Ziel einer autarken Stromgewinnung. Die Begründungen für diese Strategie haben sich seitdem kaum geändert, aber Japan läuft damit Gefahr, sich auch unabhängig vom jüngsten Unfall in eine energiepolitische Sackgasse zu manövrieren.

— Vertuschungsversuche und Skandale, in die die staatliche Bürokratie
und Atomindustrie gleichermaßen involviert waren, haben Schwächen des japanischen atom-energiebezogenen Governance-Systems deutlich werden lassen. Der Charakter dieses Systems hat bislang effektive Veränderungen verhindert, die durch Fukushima-1 notwendiger denn je geworden sind.

— Der landesweite öffentliche Widerstand gegen Atomenergie in Japan
bleibt auch nach Fukushima-1 verhältnismäßig gering. Eine Energiewende ist schwierig herbeizuführen, obwohl die derzeitige Katastrophe als Anlass dienen könnte.

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