11. Februar 2010 | Umweltkulturpolitik

Kein Klimaschutz ohne Kulturwandel

von Udo E. Simonis. Berlin


Der Klimaschutz darf nicht gegen die Finanzkrise aufgerechnet werden. Ein grundlegender Kulturwandel ist nötig.

Lesezeit 2 Minuten

Angesichts des Debakels von Kopenhagen, der so lange vorbereiteten Klimakonferenz, bei der die Akteure wie eine Schar aufgescheuchter Laienschauspieler wirkten, könnte sich in der Tat hoffnungslose Unzufriedenheit ausbreiten, ein Mehltau aus Apathie und Depression, ein Gefühl der Machtlosigkeit, weil die Politik selbst nicht mehr in der Lage zu sein scheint, gestalterisch tätig zu werden.

Es könnte aber auch sein, dass wir durch die Totalität des Scheiterns, durch diese enttäuschende Niederlage der Weltpolitik in eine vor-revolutionäre Situation neuer Art geraten sind. Wenn nämlich klar(er) wird, dass es von jetzt ab um hohe Kosten der Anpassung, um zunehmende internationale Konflikte, um territoriale und biologische Fortexistenz, ja sogar um Leben und Tod geht. Und Revolutionen bieten dann bekanntlich zweierlei: fundamentale Krise oder Eröffnung realer Chancen, totaler Kollaps oder Suche nach einem neuen Gleichgewicht.

Dass der Einzelne das Klima retten kann, wenn die Staatengemeinschaft es nicht schafft, ist zunächst eher unwahrscheinlich. Und dass ein durchgreifender ökologischer Strukturwandel der Gesellschaft schon begonnen hat, darf angesichts überquellender Mülltonnen in Strassen und Hinterhöfen einerseits und sichtbarer Armut andererseits ebenfalls bezweifelt werden.

Es gibt allerdings einen ökologisch sehr engagierten Teil der Zivilgesellschaft, der zunehmend international vernetzt ist. Und dieses „Globale Dorf“, das da im Internet zusammenwächst, könnte bewirken, was die große Politik bisher nicht leistet. Doch in diesem „Dorf“ müssten die anderen Akteure erst noch heimisch werden, nicht nur die Umweltverbände, auch die Kommunen, die Wirtschaft, die Gewerkschaften, der Großteil der Gesellschaft – und so zu Rettungskräften werden, natur- und klimaverträglich zu leben und eine Kultur der Nachhaltigkeit zu entwickeln.

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Der Autor

Udo E. Simonis ist Professor em. für Umweltpolitikforschung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Umweltstiftung und seit 1991 Mitherausgeber des „Jahrbuchs Ökologie„. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse gilt der internationalen Umweltpolitik.

Profil: www.deutscheumweltstiftung.de/

Weitere Infos: www.goethe.de

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www.goethe.de/ges/umw/prj/kuk/ the/cop/ de5478193.htm. Link veraltet. 4.4.24


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