Ich wollte nie eine Galerie eröffnen. Mein Sohn Reinhard wohnte mit Mitte 30 noch bei uns im ersten Stock. Er fühlte sich da sichtlich wohl, was ich nicht gut fand. Als er in einer schwachen Stunde zustimmte, auszuziehen, überlegten wir, was mit den Räumen geschehen sollte und kamen auf die Idee, eine Galerie aufzumachen. Da wir beide, Astrid und ich, noch voll arbeiteten, haben wir jemanden gesucht, der die Räume als Galerie nutzen wollte.
Unsere Wahl viel auf einen Herrn Schneider, der kurz zuvor seine Galerie in Frankfurt geschlossen hatte. Nach einem halben Jahr wussten wir, warum er geschlossen hatte. Auch wir setzten ihn wieder vor die Tür. Doch die Räume hatten nun einen Zweck, und wir versuchten mit unterschiedlichen Kuratoren, die Galerie weiterzuführen. Das funktionierte aber nur über eine gewisse Zeit. So habe ich schließlich die Galerie selber übernommen.
Da wir nun einmal als Sammler in den Galeriebetrieb hineingeschliddert waren, sprachen wir die Künstler an, die wir zuletzt gesammelt hatten. Mit einigen von ihnen arbeiten wir noch heute zusammen. Ich bekomme von den unterschiedlichsten Bekannten Empfehlungen für neue Künstler. Bei den meisten klappt es nicht. Aber immer wieder sind gute Künstler darunter, die ich zum Teil in die Galerie aufnehme.
Die Arbeit eines Künstlers muss mich ansprechen, damit ich ihn in die Galerie aufnehme. Ich achte dabei darauf, dass die Arbeit ins Programm passt, sich dennoch von den anderen unterscheidet. Wir arbeiten vor allem mit verhältnismäßig jungen Künstlern zusammen. Von ihnen erwarte ich einen intensiven Einsatz. Nach meiner Erfahrung tut es ihrer künstlerischen Arbeit in der Regel nicht gut, wenn sie nebenher jobben müssen.
Natürlich kann ich nicht beeinflussen, wie sich ein Künstler entwickelt. Doch ich glaube zu erkennen, ob ein junger Künstler ein gewisses Potential hat. Allerdings muss er etwas dafür tun, darf seine Begabung nicht verkommen lassen.
Der Anspruch der Künstler an die Galerie ist sehr hoch. Fast jeder fühlt sich als der größte und bedeutendste und möchte so behandelt werden. Er verlangt sofort einen Katalog. Alle verfügbaren Medien sollen über seine Ausstellung berichten. Da seine Arbeit so bedeutend ist, muss sie natürlich auch an Museen verkauft werden.
Messen sind für uns wichtig, um unsere Künstler überregional zu zeigen, bekannt zu machen und zu verkaufen. Und wir versuchen, auf allen bedeutenden Messen vertreten zu sein. Allerdings übersteigen die Kosten für eine Teilnahme an den großen Messen zuweilen unsere Mittel. Die Künstler wissen, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten präsent sind.
Die besten Kunden habe ich übrigens nicht auf einer Messe kennen gelernt, sondern in der Galerie. Trotzdem steigt natürlich der Grad unserer Bekanntheit beträchtlich durch die vielen Messen, an denen ich mich bisher beteiligt habe. Und natürlich gewinne ich dort auch neue Kunden für die Galerie.
Da wir, wie ich finde, überdurchschnittlich gute Kunst anbiete, kann ich mich nicht auf Deutschland und Europa beschränken. Wir müssen auch überregional bekannt werden. Nach jedem Messebesuch z.B. in den USA melden sich von dort neue Museen, die in den Verteiler aufgenommen werden wollen, um über die Aktivitäten der Galerie informiert zu sein.
Als eine Galerie, die von zwei Personen betrieben wird, kann ich nur bis zu einem gewissen Punkt etwas für die Künstler tun Die großen Museen und die großen Sammler erreiche ich bisher nicht. Wenn die Künstler einen gewissen Rang erlangt haben, müssen sie in eine große Galerie wechseln. Diese Galerien haben für jeden Künstler einen eigenen Mitarbeiter, normalerweise einen Kunstgeschichtler, der sich um das Weiterkommen des Künstlers kümmert. So sehe ich meine Aufgabe nach 8 Jahren Galerientätigkeit darin, die Künstler so weit zu entwickeln, dass sich große Galerien für sie interessieren und bei sich aufnehmen.
© Ernst Hübner, 30.07.2007