Der Schienenpersonenfernverkehr erwirtschaftet in dem betriebswirtschaftlich ausgerichteten Konzept der DB AG nur eine geringe Rendite. Darauf reagiert die Bahn seit Jahren mit einem Abbau von Leistungen bei den Personenkilometern und von Infrastruktur. Beim Netzabbau liegt Deutschland mit einem Minus von 7,9 Prozent bei den Bundesschienenwegen in Europa an der Spitze. Nur in Polen (minus 12,4 Prozent) und in Lettland (minus 19,2 Prozent) schrumpfte die Schieneninfrastruktur von 2000 bis 2009 noch stärker als Deutschland.
Dieser Abbau ist trotz gegenteiliger Beteuerungen von Seiten der Bundesregierung gewollt und steht im klaren Widerspruch zum erklärten Ziel der Verkehrspolitik, mehr Verkehr auf der Schiene abzuwickeln. Dabei hätte die Bahn durchaus das Potenzial, in die Infrastruktur zu investieren. Nach der im August 2010 bekannt gewordenen Mittelfristplanung soll der Gewinn der DB AG im Jahr 2011 auf 845 Millionen Euro steigen und bis 2014 sogar 1,1 Milliarden Euro erreichen. Diese Gewinne werden als Folge eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags bisher jedoch vollständig an die Konzernholding abgeführt. Nur ein Bruchteil fließt in die Infrastruktur zurück.
Das spüren vor allem die Bahnkunden, die vom Wachstumskurs der DB AG bisher nicht profitieren. Nach wie vor fehlt eine hohe Pünktlichkeitsquote und ein Taktfahrplan, der schnellstmögliche Verbindungen sicherstellt. Rund vier von zehn Fernzügen haben Verspätung. Vor allem Eurocity, Nachtzüge und ICE erreichen ihre Ziele nicht in der vorgegebenen Zeit. Das bedeutet in der Regel verpasste Anschlusszüge, langes Warten, geplatzte Termine und jede Menge Unzufriedenheit. Die Deutsche Bahn hat in den letzten Jahren darauf reagiert, indem sie ihre Pünktlichkeitsstatistiken nicht mehr veröffentlicht.