22. Mai 2011 | Kongress

Jenseits des Wachstums

von Frauke Distelrath. Berlin


Am Kongress von Attac in Berlin haben 2500 Personen teilgenommen. Sie haben den Wachstumszwang der modernen Wirtschaft kritisiert und über Alternativen debattiert.

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Als großen Erfolg werten die Veranstalter – das globalisierungskritische Netzwerk Attac in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-, der Heinrich-Böll-, der Rosa-Luxemburg- und der Otto-Brenner-Stiftung – den Kongress „Jenseits des Wachstums?!“, der am Sonntag mit mehr als 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Technischen Universität in Berlin zu Ende gegangen ist. „Der enorme Andrang gerade auch junger Leute zeigt, wie sehr den Menschen die Frage nach Alternativen zu einer vom Wachstumszwang getriebenen Gesellschaft unter den Nägeln brennt“, sagte Roland Süß vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis. Ihnen sei klar, dass die globalen Krisen – von der Atomkatastrophe in Japan über Klimawandel und Energiekrise bis zur Weltwirtschaftskrise und der wachsenden sozialen Ungleichheit weltweit – keine Betriebsunfälle sind, sondern im System selbst wurzeln. „Mit dem Kongress ist es uns gelungen, die Kritik am Wachstumsparadigma und die Suche nach Auswegen auf die politische Agenda zu setzen. Die Arbeit fängt an, die Debatte geht weiter.“

So sagte Barbara Unmüßig vom Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: „Wie kommen wir raus aus dem Wachstumszwang? Diese Frage bewegt immer mehr und vor allem auch junge Menschen. Das zeigt die überragend hohe Resonanz auf den Kongress. In einem endlichen Ökosystem ist grenzenloses Wachstum nicht möglich. Die globale und sozial gerechte Verteilung der knappen Ressourcen sowie die Bekämpfung des Klimawandels sind die zentralen politischen Aufgaben im 21. Jahrhundert. Die Suche nach Wegen aus der Wachstumsfalle hat begonnen. Und der Kongress war ein wichtiger Beitrag!“

Dr. Mario Candeais von der Rosa-Luxemburg-Stiftung meinte: „Der Kongress hat gezeigt, dass das zerstörerische Potenzial des Wachstumszwangs mit einem ökologischen Kapitalismus nicht gelöst werden kann. Vielmehr geht es darum, die Produktions- und Lebensweise an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren, statt am Profitprinzip. In der Praxis heißt das, Fragen der Produktion und Verteilung demokratischen, gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen unterzuordnen.“

„Die Diskussionen auf dem Kongress haben deutlich gemacht, dass das Ungleichheit erzeugende und ressourcenverschwenderische Wachstumsmodell der vergangenen Jahre keine Zukunft hat“, sagte Dr. Michael Dauderstädt von der Friedrich-Ebert-Stiftung, „doch zugleich hat sich gezeigt, dass wir das Pferd nicht von hinten aufzäumen können: Wenn wir die Lebensqualität für alle Menschen nachhaltig verbessern wollen, muss es um die Qualität der wirtschaftlichen Entwicklung gehen und nicht darum, ob das Bruttoinlandsprodukt wachsen oder schrumpfen soll“.

In den mehr als 70 Veranstaltungen des Kongresses ging es um Probleme der gegenwärtigen, vom Wachstumszwang dominierten Wirtschaft und Alternativen zu ihr. Die Eröffnungsreden am Freitagabend hielten die Trägerin des alternativen Nobelpreises Vandana Shiva aus Indien und Alberto Acosta, der ehemalige Energieminister von Ecuador. Weitere bekannte Referenten waren Nnimmo Bassey (Träger des alternativen Nobelpreises, Nigeria), Geneviève Azam (Attac Frankreich), Tim Jackson (University of Surrey, UK) und Angelika Zahrnt (Ehrenvorsitzende des BUND).

Profil: www.attac.de

Weitere Infos: www.jenseits-des-wachstums.de

Featured Image: Fiona Krankenburger



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