4. Januar 2010 | Pflanzenschutzmittel

Lebensmittel weniger belastet

von Nina Banspach (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit). Braunschweig


In Lebensmitteln finden sich weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Auch die Zahl der Proben, in denen die zulässigen Höchstmengen überschritten wurden, nimmt ab. Dies sind zwei wesentliche Ergebnisse aus der „Nationalen Berichterstattung Pflanzen- schutzmittelrückstände 2008“.

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Die Ergebnisse der „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände 2008“ wurden am 4. Januar 2010 vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig vorgestellt.

Im Vergleich zu 2007 registrierten die Untersuchungsbehörden der Bundesländer im Jahr 2008 eine deutliche Zunahme von Lebensmittelproben, in denen keine messbaren Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden wurden, von 38,6 auf 43,4 Prozent. In
52,9 Prozent (Vorjahr: 56,6 Prozent) der Proben wurden Rückstände unterhalb der gesetzlichen Höchstgehalte gemessen. Gleichzeitig sank im Jahresvergleich der Anteil der Proben, die Pflanzenschutzmittel-Rückstände über dem gesetzlichen Höchstgehalt enthielten, von 4,5 auf 3,7 Prozent.

Lebensmittel deutscher Herkunft sind generell geringer belastet als ausländische Produkte. So wurden in 1,9 Prozent (Vorjahr: 2,7 Prozent) der untersuchten Produkte, die in Deutschland produziert wurden, Höchstmengenüberschreitungen gemessen. Bei den Proben aus anderen EU- Staaten waren dies 3,0 Prozent (5,0 Prozent), bei Proben aus Drittstaaten 9,1 Prozent (9,5 Prozent). Teilweise dürfte die höhere Quote an Überschreitungen bei ausländischen Lebensmitteln aus der unterschiedlichen Gesetzeslage in den Herkunftsstaaten resultieren.
Innerhalb der EU gilt seit dem 1. September 2008 mit der Harmonisierung der Höchstmengen nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 ein einheitlicher Sicherheits- und Qualitätsstandard. Allerdings wird seitens der exportierenden Staaten insgesamt immer noch viel zu wenig auf die Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen des Importlandes geachtet.

Insgesamt 16.986 Proben von Lebensmitteln tierischen Ursprungs, frischem und gefrorenem Obst, Gemüse und Getreide haben die Untersuchungseinrichtungen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung der 16 Bundesländer im Jahr 2008 untersucht.
Darunter waren auch 444 Proben, denen konkrete Verdachtsmomente oder Beschwerden zugrunde lagen und die in die oben genannte Auswertung nicht mit eingeflossen sind. Erwartungsgemäß war die Belastung dieser Proben höher. 43,2 Prozent der Verdachtsproben enthielten keine messbaren Rückstände, 46,9 Prozent Rückstände unter dem Höchstgehalt und 9,9 Prozent Rückstände über dem gesetzlichen Höchstgehalt.

Ein deutlich geringeres Vorkommen von Pflanzenschutzmittelrückständen wiesen wie auch in den Vorjahren die Obst- und Gemüse-Proben aus biologischem Anbau auf. 88,0 Prozent der 1451 Proben enthielten keine quantifizierbaren Rückstände, in 12,0 Prozent traten Rückstände mit meistens sehr geringen (im Spurenbereich bis 0,01 Milligramm je
Kilogramm) Gehalten auf. Nur 14 Proben (1 Prozent) enthielten Rückstände mit Gehalten über den Höchstmengen, die für konventionell erzeugte Produkte gelten.

Als nahezu rückstandsfrei kann Säuglings- und Kleinkindernahrung betrachtet werden. In 87 Prozent der Proben gab es keine messbaren Rückstände. Nur eine Probe wies Werte geringfügig über der Höchstgrenze auf, die restlichen Proben enthielten nur sehr geringe Rückstände.

Differenziert ist das Ergebnis bei Obst und Gemüse. Zahlreiche Erzeugnisse wie Blumenkohl, Kohlrabi, Spargel, Kartoffeln, Karotten, Bananen und Äpfeln wurden überhaupt nicht oder nur äußerst selten (unter einem Prozent der Proben) wegen Höchstmengenüberschreitungen beanstandet. Häufiger wurden wegen Überschreitung der Höchstgehalte Maracuja (20,9 Prozent der Proben), frische Kräuter (8,6 Prozent), Grünkohl (6,0 Prozent), Tee (5,7 Prozent) oder Zitronen (5,3 Prozent) beanstandet.

Deutlich zurück ging im Jahr 2008 auch die Zahl der Proben, in denen mehr als ein Wirkstoff gefunden wurde. In 36,4 Prozent (Vorjahr: 40,9
Prozent) der Proben war dies der Fall. Zu den Obstsorten mit den meisten Mehrfachrückständen zählen Mandarinen, Johannisbeeren, Limetten, Erdbeeren, Himbeeren und Tafeltrauben. Gründe für Mehrfachrückstände können unter anderem die Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen oder der gezielte Wirkstoffwechsel sein, um die Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern entgegen zu wirken. Derzeit werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und den nationalen Behörden wissenschaftliche Methoden zur toxikologischen Bewertung solcher Mehrfachrückstände entwickelt.

Eine Überschreitung der Rückstandshöchstmenge ist in den meisten Fällen nicht mit einer direkten Gefährdung der Gesundheit der Verbraucher gleichzusetzen. Trotzdem: Hält ein Lebensmittel mit Rückständen über der Höchstmenge nicht die geltenden Rechtsgrundlagen ein, ist es auch nicht verkehrsfähig und darf im Handel nicht mehr angeboten werden. Die Überschreitungen von Höchstgehalten werden von den Behörden der Länder generell verfolgt und geahndet.

Bei Überschreitungen der Höchstgehalte schätzt die zuständige Überwachungsbehörde das gesundheitliche Risiko für den Verbraucher ab.
Wie im Vorjahr konnte auch 2008 bei 40 Fäl-len eine gesundheitliche Gefährdung nicht ausgeschlossen werden. In allen diesen Fällen wurde wegen deutlicher Überschreitung der Höchstgehalte eine Meldung aus Deutschland an das europäische Schnellwarnsystem RASFF übermittelt.

Zu den im Jahr 2008 untersuchten 16.986 Lebensmittelproben wurden rund
4 Millionen Analyseergebnisse übermittelt. Die Proben wurden insgesamt auf 765 verschiedene Wirkstoffe untersucht, wobei keine Probe auf das gesamte Stoffspektrum getestet wurde. Durchschnittlich wurde pro Probe auf 235 Wirkstoffe untersucht. Hinsichtlich der Anzahl der untersuchten Wirkstoffe als auch der Probenzahl je Einwohner liegt Deutschland deutlich über dem EU-Mittelwert.



Eine Antwort zu “Lebensmittel weniger belastet”

  1. Was Pestizide in Lebensmitteln angeht, gibt es in Deutschland sehr aktive NGOs mit hervorragender Expertise wie PAN Germany oder Foodwatch, die man fragen kann – niemand muss die Pressemitteilungen von einer Bundesbehörde nachdrucken, die hauptsächlich die Politik ihres Ministeriums verteidigen. Und die deutsche Agrarpolitik geht nach wie vor in die ganz falsche Richtung: Industrialisierung, Höfesterben, Umweltzerstörung, Tierquälerei. Umweltorganisationen von WWF bis NABU oder die AG bäuerliche Landwirtschaft geben gern Auskunft.

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