26. April 2011 | Greenleaks

Grüne Schwester für Wikileaks

von Bernhard Pötter (taz). Berlin


Greenleaks will Interna aus Unternehmen und Behörden aufdecken, die Schlampereien bei Umwelt- und Verbraucherschutz belegen. So sollen auch Politiker aufgerüttelt werden.

Lesezeit 2 Minuten

Für Manager oder Beamte, die wegen eines schlechten Ökogewissens schlecht schlafen, gibt es jetzt einen Ausweg: „GreenLeaks“ ist das erste Portal für die Sammlung und Verbreitung von internen Dokumenten aus dem Bereich Umwelt und Gesundheit.

Greenleaks soll für die Bereiche Ökonomie und Ökologie leisten, was das große Vorbild Wikileaks für die Welt der Diplomatie und der Weltpolitik geschafft hat – den freien, unzensierten Zugang zu wichtigen internen Dokumenten. Die Wikileaks-Gruppe um Julian Assange stellte zum Beispiel geheime Botschaftsdepeschen ins Netz und Papiere zum Tod von Zivilisten im Irakkrieg. Das Portal Greenleaks soll nach dem Willen seiner Gründer auf keinen Fall blind interne Daten veröffentlichen.

„Wir publizieren Informationen nicht um ihrer selbst willen, sondern helfen interessierten Gruppen, diese Informationen so zu nutzen, dass sie Unternehmen und Behörden zur Verantwortung ziehen können“, heißt es auf greenleaks.com.

Für Scott Millwood, Gründer von Greenleaks, ist klar, dass man mit den Informationen „Menschen vor Ort helfen will, ihre Lebensumstände im Bereich Umwelt und Gesundheit zu verbessern.“ Der Australier mit Wohnsitz in Berlin baut mit einem Netz von Gleichgesinnten Greenleaks auf, damit lokale und globale Umweltthemen öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Sie sollen so mehr Gewicht erhalten und von Politikern und Firmenchefs ernst genommen werden. Die Website solle nicht einfach Papiere über Missstände veröffentlichen, sondern auch vor Ort Verbindungen zu lokalen Medien herstellen.

„Wir veröffentlichen nichts Illegales“, heißt es auf der Homepage. Allerdings werde man sehr wohl interne Informationen von Unternehmen und Behörden veröffentlichen, die den Zustand der Umwelt und die Lebensbedingungen der Menschen betreffen, wenn dies im „öffentlichen Interesse“ sei. Bisher gibt es erst zwei Postfächer für Briefe und Dokumente, eines in Deutschland, eines in Australien. Weitere, etwa in den USA und in Frankreich, sollen folgen. Eine sichere elektronische „Dropbox“ als Sammelstelle für interne Dokumente ist in Arbeit und soll in einigen Monaten bereitstehen.

Scott Millwood, der als Umweltjournalist und als Rechtsanwalt arbeitet, würde allerdings den ganz altmodischen normalen Postweg immer vorziehen: „Wenn ich etwas leaken würde, würde ich das nie per E-Mail machen, das ist viel zu leicht zum Absender



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