Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der deutschen Bertelsmann Stiftung zeigt, dass fast drei Viertel der Befragten in Deutschland den Selbstheilungskräften der Märkte misstrauen. Fast 90 Prozent fordern demgegenüber eine neue Wirtschaftsordnung, in der der Umweltschutz einen höheren Stellenwert hat als bisher und die den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft anstrebt. Weiterhin glauben die Befragten, dass diese Anforderungen prinzipiell miteinander vereinbar sind.
Drei Viertel der Bürger akzeptieren auch einen geringeren Zuwachs an materiellem Wohlstand, wenn dadurch die Umwelt für künftige Generationen besser erhalten und die öffentliche Verschuldung gesenkt werden könnte.
Zugleich breitet sich bei den Befragten Skepsis aus. Wirtschaftliches Wachstum ist zwar für 93 Prozent wichtig, um die Lebensqualität zu erhalten, allerdings nicht um jeden Preis. Einen Wohlstand, der durch Schädigung der Umwelt oder hohe Staatsverschuldung erkauft wird, lehnen mehr als 80 Prozent ab.
Bei der Frage, ob immer mehr Wirtschaftswachstum auch zu mehr Lebensqualität führt, zeigt sich die Bevölkerung deutlich gespalten. 36 Prozent der Bundesbürger bejahen die Frage, 61 Prozent teilen die Ansicht nicht. Allerdings unterscheiden sich die Altersgruppen in ihren Antworten.
Während 48 Prozent der 14 bis 29-Jährigen zustimmen, sind es bei den über 59-Jährigen lediglich 27 Prozent.
Die eigentlichen Quellen persönlicher Lebensqualität, so zeigt die Umfrage, sind überwiegend immaterieller Natur. Gesundheit (80 Prozent), eine intakte Familie und Partnerschaft (72 Prozent), sein Leben selbst zu bestimmen (66 Prozent) und das friedliche Zusammenleben mit Menschen sowie soziales Engagement (58 Prozent) werden mit Abstand für wichtiger gehalten, als „Geld und Besitz zu mehren“ (12 Prozent).
Die Themen der Umfrage stehen auch im Mittelpunkt des Salzburger Trilogs 2010. Internationale Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft diskutieren darüber, wie eine neue Wirtschaftsordnung aussehen könnte, die nicht nur auf quantitativem Wachstum beruht, sondern auch die Teilhabe von Menschen ermöglicht und den „ökologischen Fußabdruck“ verringert.
Für die repräsentative Erhebung wurden 1.001 Frauen und Männer in Deutschland vom 12. bis 13. Juli 2010 befragt.