3. Mai 2010 | Studie

Akademiker unter sich

von Stefan Grob. Berlin


Die Bildungsbeteiligung von Akademikern und Nicht-Akademikern im deutschen Hochschulsystem ist sehr ungleich verteilt. Von 100 Akademiker-Kindern studieren 71, von 100 Nicht-Akademiker-Kindern nur 24. Die neue Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zeigt: Hochschulbildung wird immer stärker von Akademiker-Generation zu Akademiker-Generation weitervererbt.

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„Noch stärker als den Bildungsaufstieg sichern Deutschlands Hochschulen den akademischen Status der nachfolgenden Generation ab.“ Mit diesen Worten kommentierte Rolf Dobischat, der Präsident des Deutschen Studentenwerks (DSW), heute in Berlin die jüngsten Daten zur Bildungsbeteiligung aus der neuen DSW-Sozialerhebung.

Nach den Zahlen, die Forscherinnen und Forscher des Hochschul- Informations-Systems (HIS) für die inzwischen 19. Sozialerhebung ermittelt haben, spielt der Bildungsstatus der Eltern eine entscheidende Rolle, ob jemand in Deutschland studiert oder nicht – ganz besonders der Hochschulabschluss.

In der neuen Sozialerhebung ist die Bildungsbeteiligung aus dem Jahr
2007 abgebildet: Von 100 Akademiker-Kindern studieren 71, von 100 Kindern aus Familien ohne akademische Tradition studieren nur 24. Im Jahr 2005 war das Verhältnis 83:23, im Jahr 2003 83:26. Kinder von Beamten mit Hochschulabschluss studieren fünfmal so häufig wie Arbeiterkinder.

„Auch wenn wir einen leichten Rückgang von studierenden Akademikerkindern verzeichnen: Die grundlegende soziale Selektion im deutschen Hochschulsystem ist erschreckend stabil“, sagte Dobischat heute in Berlin, wo er gemeinsam mit Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Michael Leszczensky vom Hochschul-Informations-System die 19. Sozialerhebung vorgestellt hat.

„Die Akademiker reproduzieren sich selbst“, sagte Dobischat. „Auch Bachelor/Master scheinen bisher, entgegen den Erwartungen, nicht mehr junge Menschen aus hochschulfernen Familien angelockt zu haben. Von sozial offenen Hochschulen sind wir weit entfernt“, beklagte Dobischat.

Hintergrund: 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks

Alle drei Jahre werden die Studierenden in Deutschland im Rahmen der Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage befragt. Finanziert wird die repräsentative Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, wissenschaftlich durchgeführt vom Hochschul-Informations-System. An der jüngsten, 19. Sozialerhebung nahmen im Sommer 2009 16.370 Studierende von 210 Hochschulen teil. Ende 2010 soll eine Sonderauswertung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der ausländischen Studierenden in Deutschland erscheinen, im Frühjahr 2011 ist ein Sonderbericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bachelor-Studierenden vorgesehen.


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www.studentenwerke.de/pdf/Statement_Dobischat19SE.pdf. Link veraltet. 4.4.24


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